Dr. Kirstin Buchinger, geb. Schäfer, ist eine deutsche Historikerin, Kunsthistorikerin und freie Autorin. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind Politik- und Kulturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, die deutsch-französischen Beziehungen im europäischen Kontext, Geschichte der Intermedialität und Kulturtransfers, Geschichte und Gedächtnis sowie historische Bildwissenschaften.
Er und die Zeit für die er steht sind in unserem Alltag omnipräsent. Wir finden Napoléon als Symbol für die Zeit um 1800 in der Werbung, in Comics und Computerspielen ebenso wie in Romanen, Gemälden und Filmen, auf unseren Straßen und Plätzen. Er wurde gleichsam selbst zum Medium, und wie keine andere historische Gestalt verkörpert er das moderne Europa.
Kirstin Buchinger diagnostiziert Napoléomanie als einen virulenten und sich rasch ausbreitenden kulturellen und politischen Virus, der im Europa des langen 19. Jahrhunderts grassierte und gegen den wir auch in unserer Gegenwart nicht immun sind. Unter Einbeziehung evolutionsbiologischer und bildwissenschaftlicher Erklärungsmodelle erzählt die Autorin damit die Erfolgsgeschichte eines europäischen Rezeptionsphänomens par excellence.
Mit welchen medialen Strategien erfand der junge korsische General Nabulione Buonaparte den „Medienkaiser“ Napoléon? Wie wurde er zum Antichristen und Weltschrecken und warum folgte dieser Verdammung die Apotheose, Heiligsprechung und Erhebung zu einer christusgleichen Erlöserfigur?
Die Autorin zeigt Potenzial und Dynamik von Bildern und Ideen, die in verschiedenen zeittypischen Medien als Träger der Erinnerungen (inter-)agieren und als wirkungsmächtige kulturelle Replikatoren die Napoléomanie verbreiteten. Damit zeigt sie, wie „Bilder“ (im umfassendsten Sinne) unsere Vorstellungen von Geschichte konfigurieren.
Europäische Erinnerungsräume, mit Claire Gantet, Jakob Volgel (Hg.)
Die Verknüpfung kollektiver Erinnerung mit konkreten Orten ist ein gängiger Topos der historischen Gedächtnisforschung. Die Autorinnen und Autoren des Bandes gehen dieser Verankerung auf europäischer Ebene nach und beziehen dabei Zirkulationen und Verflechtungen von Erinnerungen zwischen Regionen und Nationen ein.
Kirstin Buchinger, Dr. phil., ist assoziiertes Mitglied am Frankreich-Zentrum der FU Berlin. Claire Gantet, Dr. phil. habil., ist Historikerin an der Universität Paris I Panthéon Sorbonne und Privatdozentin an der FU Berlin. Jakob Vogel ist Professor für Neuere Geschichte an der Universität Köln.
Café Einstein Stammhaus Die Geschichte des Berliner Kafeehauses
Das Café Einstein in der Kurfürstenstraße ist Berlins erste Adresse, wenn es um Kaffeehauskultur geht. Keine Zeitung fehlt, die Prominenz gibt sich die Klinke in die Hand, und nirgends bekommt man eine so gute Melange wie hier.
Aus Anlass des 30-jährigen Jubiläums des Einsteins erzählt Kirstin Buchinger in diesem reich bebilderten Buch die Geschichte des Kaffeehauses im Herzen der Metropole, die zugleich die wechselvolle Geschichte Berlins spiegelt. 1869 vom Nähmaschinenfabrikanten Rossmann im Kielgansviertel erbaut, wurde die Villa später zur Residenz jüdischer Bankiers, die im Dritten Reich von den Nazis vertrieben wurden. In den Räumen des Hauses feierten die Stummfilmstars der 20er- und die Künstler der 70er-Jahre. Die Stummfilmdiva Henny Porten soll eine Zeit lang hier gelebt haben - soweit der Mythos.
Zu Wort kommen in den Kapiteln des Buches die Menschen, denen der Ort seinen Esprit verdankt und die selbst von ihm geprägt sind: Einsteinianer, die ihr Herz an den Ort der goldgelben Schnitzel und der wunderbaren Apfelstrudel verloren haben. Erinnerungen an die schönsten Events, die bekanntesten Gäste und amüsantesten Begebenheiten und nicht zuletzt die Kochrezepte, die diesen Ort berühmt gemacht haben, runden das Bild ab.
Werner von Blomberg - Hitlers erster Feldmarschall
Werner von Blomberg, 1936 von Hitler noch vor Göring zum ersten Generalfeldmarschall des Dritten Reiches ernannt, ist in der historischen Erinnerung merkwürdig blaß geblieben, obwohl er doch als Reichskriegsminister und Oberbefehlshaber der Wehrmacht seit 1935 die Integration der neuen Wehrmacht in das Herrschaftssystem des Nationalsozialismus an vorderster Stelle mitgestaltet hat.
Blomberg haftet bis heute vor allem der Skandal an, der in der Doppelkrise der sog. Blomberg-Fritzsch-Affäre zu seiner abrupten Entlassung am 4. Februar 1938 führte: der Skandal um "den Marschall und die Hure", um seine Mesalliance mit einer Frau, die er erst Wochen zuvor in zweiter Ehe geheiratet hatte, und die, wie sich dann herausstellte, in den Akten der Polizei als Prostituierte geführt wurde.
Kirstin A. Schäfer legt nun die erste Biographie Blombergs vor. Sie zeigt den Mann, der schon 1934 nach Hindenburgs Tod die Vereidigung der Reichswehr auf die Person Hitlers durchgesetzt hat, in all seiner Widersprüchlichkeit zwischen militärischer Tradition, militärisch-politischem Gestaltungswillen und grenzenloser Verehrung Hitlers.